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Deutsche Hülsenindustrie – Kostensteigerungen belasten die Stimmung

01.02.2022 Die Hersteller von Hartpapierhülsen für die Papier-, Folien- und Textilindustrie sowie Hersteller von Kombidosen in Deutschland leiden unter enormen Kostensteigerungen in nahezu allen Bereichen. Das ergab eine aktuelle Branchenumfrage der Fachvereinigung Hartpapierwaren und Rundgefäße e.V. (FHR) zum Jahreswechsel. Dabei gehen die Unternehmen auch 2022 von einem weiterhin schwierigen Marktumfeld mindestens im 1. Halbjahr des Jahres aus.

Die Deutsche Hülsenindustrie blickt skeptisch auf die Entwicklung für das Jahr 2022.
© Foto: @mploscar – pixabay.com
Die Deutsche Hülsenindustrie blickt skeptisch auf die Entwicklung für das Jahr 2022.

Die aktuelle Geschäftslage ist nach Angaben der FHR-Mitgliedsunternehmen geprägt von einer Auslastung auf zumeist konstant hohem Niveau sowie nach wie vor guter Beschäftigung. Durch Versorgungsengpässe bei Kunden kommt es jedoch vereinzelt zu nicht kalkulierbaren Schwankungen der Auslastung. Gleichzeitig wird flächendeckend von unbefriedigenden wirtschaftlichen Auswirkungen aufgrund der extrem gestiegenen Gesamtkosten berichtet. Entgegen den Erwartungen haben sich zudem die Lieferketten auch im zweiten Jahr der Pandemie noch immer nicht ausreichend stabilisiert.

Versorgungslage sehr unterschiedlich

Dabei ist die Versorgungslage bei den verschiedenen Roh- und Hilfsstoffen zum Teil sehr unterschiedlich. Beim wichtigsten Rohstoff Hülsenkarton stufen mehr als die Hälfte der an der Umfrage beteiligten Unternehmen die Versorgung als gerade „ausreichend“ oder sogar „sehr schlecht“ ein. Etwa ein Drittel nennt die Lage „befriedigend“. Die Kostensteigerung lag gemäß der Mitgliedsunternehmen allein beim Hülsenkarton im Jahr 2021 bei durchschnittlich rund 80%, in der Spitze bei einigen Qualitäten sogar bei über 100%.

Ähnlich drastisch wurde die Lage bei Klebstoffen und Verpackungsmaterial beschrieben. Hierbei bezeichnen ebenfalls mehr als die Hälfte bzw. bei Verpackungen sogar zwei Drittel der Teilnehmer die Versorgung als maximal „ausreichend“ oder gar „sehr schlecht“. Dabei waren auch hier die Aufschläge erheblich. So stiegen die Kosten für Klebstoffe um fast 80% sowie bei Verpackungsmaterial sogar um fast 100%. Einen bedeutenden Anteil hatten hier die Mehrkosten für Paletten, deren Preise sich schon 2021 vervielfacht hatten. Etwas entspannter ist die Einschätzung zu teilweise eingesetzten Farben und Kunststoffen. Hierzu berichten die Teilnehmer der Branchenumfrage zu jeweils etwa der Hälfte von einer „guten“ bis „befriedigenden“ Versorgungslage. Dennoch sind auch in diesem Bereich Kostensteigerungen von rund 20% bzw. 58% zu verzeichnen gewesen.

Die Firmen reagieren auf die fragilen Lieferketten insbesondere mit erhöhten Lagerbeständen und Sicherung von Kontingenten bei den Zulieferern. Mit Zusatzschichten und teils sehr kurzfristigen Produktionsplanungen versucht man die Lieferfähigkeit und Pünktlichkeit beim Kunden aufrechtzuerhalten.

Steigende Strom- und Gaspreise

Gerade zum Ende des Jahres 2021 entstand zusätzlich zu den vorhandenen Verknappungen ein weiterer Faktor für die negative wirtschaftliche Entwicklung. Die Preise für Strom und Gas stiegen massiv an, mit deutlichen kurz- bis mittelfristigen Auswirkungen auf die Kostensituation der gesamten Lieferkette. Je nach Beschaffungsart stiegen die Energiepreise im Jahr 2021 für die Mitgliedsunternehmen zwischen 25 und 500%. Für Firmen mit etwas längerfristigen Verträgen wird die Kostenerhöhung jedoch spätestens 2022 spürbar werden.

Die Logistik für die Rohmaterialien sowie die fertigen Produkte stellen bereits seit Anfang der Pandemie eine große Herausforderung dar. Neben ständig wechselnden Vorgaben beim grenzüberschreitenden Verkehr innerhalb Europas sorgt zunehmend der Fahrermangel für Probleme. Die Folgen sind eine Verknappung des Frachtraums und steigende Kosten.

Allein 2021 stiegen die Frachtkosten trotz teils eigener Flotten durchschnittlich um über 15%. Alle Teilnehmer der Branchenumfrage berichten, dass sich die Fristen bei der Verfügbarkeit von Frachtraum verlängert haben.

Getrübter Ausblick

Auch der Ausblick auf 2022 ist stark getrübt. Bei allen Roh- und Hilfsstoffen, mit Ausnahme der Paletten, rechnen mehr als die Hälfte der Hülsenhersteller mit leichten bis starken weiteren Kostensteigerungen. Bei Frachten und Energie stimmen dieser Einschätzung sogar fast 90 % der Unternehmen zu. Die Auswirkungen der zu erwartenden Lohnforderungen aufgrund der hohen Inflation werden ihr Übriges zur düsteren wirtschaftlichen Einschätzung beitragen.

So verwundert es nicht, dass die Mitgliedsunternehmen der FHR ihre Geschäftsaussichten für 2022 vor dem Hintergrund der aktuellen Lage auf einer Punkte-Skala von eins (sehr gut) bis fünf (sehr schlecht) nur mit 2,7 bewerten.

Die weitere Entwicklung der Pandemie wird dabei großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Produktion in den nächsten Monaten haben. Es herrscht eine starke Verunsicherung auf verschiedenen Ebenen, angefangen im Personalbereich (Quarantänemaßnahmen, Infektionen), im Konsumverhalten der Bevölkerung aber auch auf internationaler Ebene bezüglich der Logistikketten. Die Aufrechterhaltung der Lieferfähigkeit bei gleichzeitigem Schutz der Mitarbeiter ist dabei bei allen Mitgliedsunternehmen der FHR von höchster Priorität.

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