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Biobasierte Koalition kritisiert EU-Methodik für Ökobilanzen

30.11.2021 Im Juni veröffentlichte die Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission ihre Methodik für Lebenszyklusanalysen (LCA) zum Vergleich der Umweltauswirkungen von fossilen und biobasierten Rohstoffen für die Kunststoffproduktion.

Eine kompostierbare Einkaufstasche, die bei Hofer verkauft wird.
© Foto: VictorGroup
Eine kompostierbare Einkaufstasche, die bei Hofer verkauft wird.

"Gemeinsam mit anderen biobasierten Industrien unterstützen wir Ökobilanzen als wertvolles Instrument zur Messung der ökologischen Nachhaltigkeit. Leider lässt der Ansatz der GFS in dieser Studie wichtige Elemente vermissen, die für eine faire, vergleichende Bewertung von biobasierten und fossilbasierten Kunststoffen entscheidend sind. Das Ergebnis ist eine klare Bevorzugung konventioneller Kunststoffe aus fossilen Ressourcen", kommentiert Hasso von Pogrell, Geschäftsführer von European Bioplastics (EUBP).

Vergleich zwischen biobasierten und fossilen Kunststoffprodukten

In den vergangenen drei Jahren hatten EUBP und andere Interessenvertreter der Branche die Möglichkeit, Beiträge zur LCA-Methode zu leisten, die biobasierte mit fossil-basierten Kunststoffprodukten vergleicht. In engem Austausch mit der GFS wurde umfangreiches Fachwissen zur Verfügung gestellt. Nach Ansicht von EUBP bevorzugt die endgültige Methode jedoch nach wie vor eindeutig fossile gegenüber biobasierten Kunststoffen, wodurch viele der im Rahmen des Europäischen Green Deal festgelegten Ziele gefährdet werden. 

Am problematischsten sei der Ansatz der Methodik, den Mehrwert der biogenen Kohlenstoffbindung nicht zu berücksichtigen. Dies untergrabe den Hauptvorteil biobasierter Produkte, der darin besteht, der Atmosphäre Kohlendioxid zu entziehen und es in Produkten zu speichern, wodurch fossiler Kohlenstoff ersetzt und die Emission von Treibhausgasen verringert wird. "Wir empfehlen nachdrücklich, die Aufnahme von biogenem Kohlenstoff als obligatorischen Bestandteil in jede vergleichende Ökobilanz aufzunehmen", erklärt von Pogrell.

Fehlerhafte Methodik

Nach Ansicht der biobasierten Koalition weist die Methodik mehrere weitere Mängel auf, die eine faire und ausgewogene Bewertung verhindern. Der unterschiedliche Reifegrad von fossilen und biobasierten Produktionssystemen werde nicht ausreichend berücksichtigt, und die Anforderungen an die Datenberichterstattung weisen im Allgemeinen erhebliche Unterschiede auf. Das Gleiche gilt für die Vorschriften zur Landnutzungsänderung, die weniger strenge Anforderungen für fossilbasierte Kunststoffe vorsehen. Dies führe zu einer uneinheitlichen Einbeziehung der indirekten Auswirkungen, wodurch unterschiedliche Beweislasten entstünden. Die Methodik spiegele auch nicht die Existenz mehrerer End-of-Life-Realitäten wider und behandle nicht alle Recyclingoptionen, einschließlich des organischen Recyclings, gleich.

"Kunststoffe sind für das moderne Leben unverzichtbar. Wir haben die Wahl, ob wir den für Kunststoffe benötigten Kohlenstoff weiterhin aus fossilen Ressourcen gewinnen wollen oder ob wir einen Übergang zur Gewinnung dieses notwendigen Kohlenstoffs aus der Atmosphäre anstreben", so der Geschäftsführer von EUBP. Um eine angemessene und ausgewogene Bewertung zu ermöglichen, hat EUBP die wichtigsten Schwachstellen der Methodik in einem neuen Positionspapier zusammengefasst, das von der European Bioeconomy Alliance unterstützt wird, in der EUBP Mitglied ist.

www.european-bioplastics.org
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