120.000 Jahre alter Klebstoff entdeckt

19.05.2010

Die Steinzeitklingen, an denen der "Ur-Klebstoff" entdeckt wurde
Die Steinzeitklingen, an denen der "Ur-Klebstoff" entdeckt wurde
Wissenschaftler haben bei der Ausgrabung eines altsteinzeitlichen Lagerplatzes in der Nähe von Jülich den bislang ältesten in Mitteleuropa gefundenen Klebstoff entdeckt. Das bereits von den Neandertalern verwendete Birkenpech wurde bei der Anfertigung von Werkzeugen eingesetzt.

Entdeckt wurde der uralte Klebstoff an 83 Feuersteinklingen, an denen sich nach Angaben des Archäologen Jürgen Thissen deutlich sichtbare Reste des rund 120.000 Jahre alten Birkenpechs befinden. Mit dem Kleber aus destillierter Birkenrinde wurden die schmalen Steinklingen zusätzlich an Speerspitzen befestigt, um bei der Jagd die Wunde zu vergrößern.

Zunächst haben die Steinzeitmenschen den unter Luftabschluss bei hoher Temperatur aus Birkenrinde destillierten „Ur-Kunststoff“ wohl zufällig entdeckt. Danach aber haben sie die nützliche, teerartige Masse als wahrscheinlich ältestes chemisches Produkt absichtlich hergestellt, so Thissen. Sowohl die Anfertigung der Speere als auch des Klebers sind nach Ansicht des Archäologen „eine moderne Technologie, die für dieses Alter überraschend ist.“ Vergleichbare Funde in Thüringen wurden auf „nur“ etwa 80.000 Jahre datiert, in Mittelitalien sind möglicherweise rund 200.000 Jahre alte verklebte Stein-Werkzeuge gefunden worden.
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