C2 Aktuell
Abschottung globaler Lieferketten schadet allen
"Die Corona-Krise hat die Verwundbarkeit internationaler Lieferketten gezeigt", erklärt IfW-Präsident und Regierungsberater Gabriel Felbermayr. "Daraus den Schluss zu ziehen, Produktion wieder zurück in die Heimatländer zu holen, ist extrem teuer und daher der falsche Weg." Besser wäre es, die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft etwa "durch stärkere Diversifizierung im Hinblick auf Zulieferer, vermehrte Lagerhaltung oder auch den erweiterten Einsatz von Recycling" zu erhöhen. Ein sehr restriktives Sorgfaltspflichtengesetz wäre eher kontraproduktiv.
Lieferkettengesetz mit zivilrechtlicher Haftung
Das im Koalitionsvertrag vorgesehene und von der Bundesregierung geplante Lieferkettengesetz soll deutsche Unternehmen für Verstöße gegen Menschenrechte und Umweltauflagen in ihren weltweiten Lieferketten verantwortlich machen. Streitpunkte sind dabei vor allem eine zusätzliche zivilrechtliche Haftung der Firmen, die Betriebsgröße und ob alle Stufen der Lieferketten einbezogen werden.Die IfW-Ökonomen haben ein Szenario durchgespielt, in dem sich die EU durch den Einsatz sogenannter nicht-tarifärer Handelshemmnisse - also durch Vorschriften oder Produktionsnormen, die ausländischen Zulieferern den Marktzugang erschweren - stärker abschottet, "um damit eine Rückverlagerung ausländischer Wertschöpfungsschritte" zu erreichen. "Eine solche Abschottung würde den Berechnungen zufolge in Deutschland zu einem Rückgang des Realeinkommens um jährlich 3,3 Prozent führen." Gemessen am deutschen Bruttoinlandsprodukt von 2019 wäre das Einkommen somit um 114 Milliarden Euro geringer. Komme es zu einem Handelskrieg und das Ausland reagiere mit Vergeltungsmaßnahmen, sinke das Einkommen sogar um 6,9 Prozent. Auch im Rest der EU und weltweit gäbe es dann Einbußen.