Softal nach der Insolvenz
„Natürlich machen wir weiter“

28.07.2009

Dr. Philipp Lichtenauer
Dr. Philipp Lichtenauer
Die Softal electronic GmbH, Hamburg, hat am 22. Juli 2009 Insolvenz angemeldet. Ein Schritt, der überraschte, denn der Spezialist für Oberflächenbehandlung ist seit mehr als 50 Jahren ein fester Bestandteil der Converting-Branche.

Wir haben Dr. Philipp Lichtenauer, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, zu Hintergründen, Konsequenzen und Perspektiven befragt.

C2: „Herr Dr. Lichtenauer, Softal gilt als führend bei der Oberflächenbehandlung von Papier, Kunststoffen und Textilien. Gerade in den letzten Jahren haben Sie durch neue Produkte und innovative Technologien Akzente gesetzt. Warum mussten Sie jetzt so unerwartet die Notbremse ziehen?“

Dr. Philipp Lichtenauer: „Es scheint Strategie der Banken zu sein, erst einmal alle Kredite zurückzuführen, bevor neue vergeben werden. Als Gesellschafter und Eigentümer muss ich deshalb erleichtert sein, mich mit diesem Schritt den inakzeptablen Konditionen, die die Kreditwirtschaft uns versucht zu diktieren, zu widersetzen. Als Geschäftsführer bin ich sehr enttäuscht, dass wir diesen Weg gehen müssen. Softals erfolgreiches Zusammenspiel von innovativen Produkten/Technologien und konsequentem Marketing und Vertrieb wird ganz unnötig gebremst.“

C2: „Wie ist dieser Schritt von Ihren Kunden, Geschäftspartnern und Mitarbeitern aufgenommen worden?“

Ph. Lichtenauer: „Unsere Mitarbeiter, die ja zum Teil schon viele Jahre für Softal gearbeitet haben, sind bestürzt. Alle kannten unsere Wachstumsstrategie und haben sie mitgetragen. Dass wir uns dieser Krise beugen müssen, will keiner so recht glauben. Alle sind davon überzeugt, dass unsere Strategie unter normalen Bedingungen erfolgreich wäre.
Unsere Kunden und Geschäftspartner haben mit viel Zuspruch und Unterstützung reagiert. Alle versichern uns, dass sie auch weiterhin mit Softal rechnen. Die meisten Geschäftsbeziehungen sind ja über lange Zeit gewachsen und wir können diesen unerwarteten Schritt sehr persönlich erklären.“

C2: „Es fällt auf, dass in den letzten Wochen zahlreiche, gut im Markt verankerte Unternehmen aus verschiedenen Branchen Insolvenz anmelden mussten. Dabei drängt sich der Eindruck auf, dass die beteiligten Banken hierbei mitunter eine äußerst fragwürdige Rolle gespielt haben. Viele Firmeninhaber berichten davon, dass sie durch die Verweigerung akzeptabler Kreditlinien förmlich in die Enge getrieben wurden. Sie sind ja nicht nur Geschäftsführer, sondern auch Gesellschafter von Softal. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?“

Ph. Lichtenauer: „Bankenunabhängige Unternehmen haben es in den letzten Monaten leichter gehabt als solche Produktionsunternehmen, die wie wir stark in neue Technologien und Innovationen investieren. Durch unseren Anspruch, stets führend in der Forschung und Entwicklung zu sein, haben wir einen höheren Bedarf an Working Capital. Das zieht sich durch die gesamte Lieferkette, die durch die Kreditklemme in Liquiditätsengpässe geraten ist.“

C2: „Wie geht es jetzt mit Softal weiter?“

Ph. Lichtenauer: „Wir werden von einem sehr guten Insolvenzverwalter betreut, der uns darin unterstützt, der gewohnt zuverlässige Partner für unsere Kunden und Lieferanten zu bleiben. Mit ihm erarbeiten wir Konzepte, mit denen wir unsere Stärke, neue Produkte erfolgreich im Markt zu platzieren, auch weiterhin erhalten können, ohne uns in neue Abhängigkeiten zu begeben.“

C2: „Gibt es bereits Pläne für eine Fortführung des Unternehmens?“

Ph. Lichtenauer: „Unsere Technologien bleiben international Markt führend. Natürlich machen wir weiter.“
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